Den ermordeten Juden einen Namen geben
Mittwoch, 25. Juli 2012
Spatenstich für die Erweiterung des Mahnmals am Lindenufer

Spatenstich für die Erweiterung des Mahnmals am Lindenufer: Kay Zareh (l), Carsten Röding (m), Gudrun O’Daniel-Elmen, (r) (Foto: Ralf Salecker)
Das Mahnmal für die zerstörte Spandauer Synagoge und die ermordeten und deportierten jüdischen Spandauer Bürger bekommt endlich die geplante Erweiterung. Eine Gedenkmauer aus Ziegelsteinen, die in einem sanft ansteigenden Bogen als optische Fortsetzung des Mahnmals gestaltet wird, soll die Namen aller 115 bisher bekannten Opfer tragen.
In der Einleitung zum Spatenstich wurde der am 25.Mai verstorbenen Architektin des Mahnmals Ruth Golan Zareh gedacht, die den Spatenstich für den 2. Teil ihrer Arbeit leider nicht mehr erleben kann. Ihr Mann, der Architekt Kay Zareh wird diese Arbeit zu Ende führen. Am 9. November soll die offizielle Einweihung der fertigen Erweiterung erfolgen.
Wir wollen, dass diese Menschen nicht vergessen werden!
Das sind Worte von Grundschul-Kindern, die sich mit dem Schicksal jüdischer Familien beschäftigt hatten.
Gudrun O’Daniel-Elmen, als Vertreterin des Ev. Kirchenkreises Spandau und Carsten Röding, als stellvertretender Bürgermeister, begrüßten die zahlreichen Gäste der Veranstaltung. Carsten Röding machte noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, die Namen der ermordeten Spandauer Mitbürger der Anonymität zu entreißen.
Ein kurzer Blick zurück
Während einer Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Novemberpogrome legten Menschen mehr als 100 handbeschriebene Feldsteine am Mahnmal nieder, die Namen der ermordeten jüdischen Mitbürger trugen. Die Opfer sollten so aus ihrer Anonymität herausgeholt werden. Damit war die Idee für die Erweiterung geboren. Die Idee, genau diese Steine im Mahnmal zu integrieren ließ sich nicht verwirklichen. Im Turm der Nikolai-Kirche werden sie einen Ehrenplatz finden.
Spandauer Firmen scheinen sich kaum für das Mahnmal zu interessieren
Rund 15.000 Euro sind bisher für die Erweiterung des Mahnmals durch eine Gedenkmauer zusammen gekommen. Den allergrößten Teil trugen Privatleute dazu bei. Das Architektenbüro Zareh hat sich mit viel unentgeltlicher Arbeit an diesem Projekt beteiligt. Von der Firma Wall wird es eine Erinnerungsstele am Mahnmal geben.
Eine Grundschulklasse aus der Spandauer Neustadt erwirtschaftete im Rahmen einer Veranstaltung das Geld für zwei Namensgedenksteine, nämlich die von Frau Simonsohn und ihrer Tochter Bela. Gleich für sechs Namensteine möchte die Kindergottesdienstgruppe der Gemeinde zu Staaken/Gemeindeteil Heerstraße-Nord die Patenschaft übernehmen.
Paten und Spender sind noch immer willkommen!
100 Euro kostet die Patenschaft für einen Namensstein. 20 von 115 Namensteinen sind noch ohne Paten. Auch kleine Spenden tragen zur Finanzierung der Gesamtsumme von 65.000 Euro bei. 40.000 kommen vom Bezirk im Rahmen der Neugestaltung des Lindenufers. Der fehlende Rest wird vom evangelischen Kirchenkreis Spandau aufgebracht.
20 Namenssteine ohne Paten:
- Albert E. Brodtmann, Straßburger Str., 28
- Lea Herta Dember, Ruhlebener Str. 155
- Kurt Frank, Am Pichelssee, 15
- Leib Friedländer Feldstr., 8
- Gertrud Goldstein, Ruhlebener Str., 155
- Julius Lieber Breite Str. 15
- Gerhard Lieber Breite Str. 15
- Gertrud Lieber Breite Str. 15
- Erich Marcuse, Carl-Schurz-Str., 43
- Margarete Marcuse,Feldstr., 8
- Fritz Reinglass Teltower Str., 19
- Michael Rosenbaum, Ruhlebener Str., 149
- Karl Samter, Feldstr., 8
- Schwinke Sakrower, Kirchweg, 49-51
- Emma Stargardter, Moltkestr., 43 (heute Galenstr. bzw. Groenerstr.)
- Henri Stargardter, Moltkestr., 43(heute Galenstr. bzw. Groenerstr.)
- Lothar Teckel, Mahnkopfweg, 13-15
- Anna Widawski, Franzstr., 13
- Josef Widawski, Franzstr., 13
- Richard Zehden, Franzstr., 32
Spendenkonto:
- Ev. Kirchenkreis Spandau
- EDG-Ev. Darlehnsgenossenschaft,
- Kontonr.: 67687, BLZ: 210 602 37
- Verwendungszweck: KK-Spandau, Mahnmalserweiterung
Ralf Salecker
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