Über 10.000 Spandauer sind Analphabeten
Freitag, 1. Februar 2013
Nach einer Studie sind in Deutschland 7,5 Millionen der erwerbsfähigen Bevölkerung funktionale Analphabeten
Das Ergebnis der leo.-Level One Studie erregte bereits bei ihrem erscheinen im Jahr 2010 große Aufmerksamkeit. Demnach sind 4 Prozent – zirka 2,3 Millionen – der erwerbsfähigen zwischen 18 und 64 Jahren Analphabeten. Über 14 Prozent, rund 7,7 Millionen Menschen, gelten als funktionale Analphabeten, das heißt die Betroffenen können zwar teilweise einzelne Sätze lesen und schreiben, nicht jedoch zusammenhängende Texte wie etwa Arbeitsanweisungen, Behördenbriefe, Zeitungen oder Bücher.
Alphabetisierung fördern
Unter diesen Gesichtspunkten lud der Bundestagsabgeordnete Swen Schulz (SPD) zusammen mit Dr. Ernst Dieter Rossmann, Sprecher der AG Bildung und Forschung der SPD-Bundestagsfraktion, am Montag zur Diskussion ins Kulturzentrum „gemischtes“ in Staaken. Zwar wurden mittels Fernsehspots und Finanzierung von Maßnahmen erste Schritte eingeleitet, doch eine wirkliche Initialzündung blieb aus. So berichteten auch die Teilnehmer unterschiedlichster Einrichtungen von Problemen aber auch Erfolgen. Beispielsweise bietet die Volkshochschule Spandau entsprechende Kurse für Erwachsene an und diese werden von den Betroffenen auch angenommen.
Angebote reichen nicht aus
Doch auch weiterhin herrscht ein hoher Bedarf und das Problem darf nicht in Vergessenheit geraten, sondern muss weiter im Fokus liegen. Neben den bisherigen Angeboten wie an den Volkshochschulen müssen weitere Initiativen sich der Alphabetisierung annehmen und eine stärkere Vernetzung geschaffen werden. „Bei dem Thema Analphabetismus geht es um Chancen und gesellschaftliche Teilhabe. Wir brauchen eine ehrliche und offene Diskussion über die Ursachen und niedrigschwellige Angebote, um den Menschen vor Ort, also auch hier in Spandau zu helfen“, so Swen Schulz. Besonders bei Behördenschreiben ist man schon ohne Handicap oftmals überfordert. Es ist sicherlich übertrieben – wie ein Teilnehmer der Veranstaltung unterstellte – dass Behörden bewusst und absichtlich Personen mit erkennbaren Verständnisschwierigkeiten benachteiligen würden. Dennoch müssen gerade amtliche Bescheide nicht nur verstanden sondern erst ein Mal gelesen werden können.
Weiterbildungsangebote schaffen
Und deren Anteil liegt noch mal um einiges höher als die zwei bisher dargestellten Analphabeten und funktionalen. Denn eine dritte Gruppe, diese umfasst 13,3 Millionen Menschen und stellt 25,9 Prozent der erwachsenen Bevölkerung dar, verwenden zwar die vertraute Standardsprache, können aber nur fehlerhaft schreiben und Bücher, Zeitungen und Behördenschriftstücke lesen. Auch für diese Gruppe müssen Angebote geschaffen werden, um sie für mögliche Weiterbildungsprogramme ansprechen zu können.
Patrick Rein
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